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Neu im BerlinBioCube: CheckImmune

20.12.2024 / Das Spin-off von Charité und BIH begleitet als akkreditiertes Speziallabor mit immunologischen Studien die klinische Entwicklung neuer Therapeutika. buchinside sprach mit den Mitgründern Dr. Andreas Hüser, CEO, und Dr. Kerstin Jülke, Vice President Research & Development

Gründungsteam: (v.l.), Dr. Andreas Hüser, Prof. Dr. med. Hans-Dieter Volk, , Dr. Kerstin Jülke, Dr. Levent Akyüz, PD Dr. Gerald Grütz (Foto: CheckImmune)
Gründungsteam: (v.l.), Dr. Andreas Hüser, Prof. Dr. med. Hans-Dieter Volk, , Dr. Kerstin Jülke, Dr. Levent Akyüz, PD Dr. Gerald Grütz (Foto: CheckImmune)

Was zeichnet CheckImmune aus?

Dr. Hüser: Unser Start-up ist ein Speziallabor für Auftragsforschung, das im Rahmen von klinischen, aber auch präklinischen Biomarkerstudien validierte Tests entwickelt und durchführt. Dabei liegt der Fokus auf neuartigen Immuntherapeutika wie Small Molecules, Biologics oder ATMPs (Advanced Therapy Medicinal Products) und immunologischen Herausforderungen in anderen medizinischen Bereichen. Dank unserer jahrelangen Expertise können wir Kunden umfassend beraten, welche Analysen und Tests auf dem Weg in klinische Studien erforderlich sind. Unser Spektrum reicht von Beratung über Labordienstleistungen bis hin zur wissenschaftlichen und medizinischen Dateninterpretation.

Dr. Jülke: CheckImmune ist nach den ISO-Normen 17025 und 15189 akkreditiert und erfüllt die Anforderungen der Good Clinical Laboratory Practise. Unsere Testergebnisse können daher auch für die Zulassung von Medikamenten verwendet werden. Mit zehn technischen Angestellten und 20 Wissenschaftler:innen sind wir in der Lage, flexibel auch neuartige Methoden für unsere Kunden zu entwickeln. Wir unterstützen sie bei der Auswahl und Validierung von Leitkandidaten für Arzneimittel, realisieren Proof-of-Concept-Studien an Proben von Patientengruppen, um studienspezifische Biomarker für die anschließende Therapieüberwachung zu entwickeln. In klinischen Studien übernehmen wir das Therapiemonitoring bezüglich Sicherheit und Wirksamkeit, Wirkmodus, möglichen Surrogat-Endpunkten sowie die Differenzierung von Patientengruppen und die Analyse und Interpretation der erhobenen Daten. Hier besitzen wir umfangreiche Erfahrungen.

Dr. Hüser: Wir sind kein Routinelabor, in dem man kontinuierlich laufende Tests – auch Assays genannt, buchen kann. Wir ermitteln anhand der Wirkungsweise des Immuntherapeutikums, welche Assays für das ausgewählte Ziel sinnvoll sind. Dafür stehen uns vielfältige Analyseplattformen zur Verfügung, darunter die Single Cell Multiomics-Technologie, mit der wir in einem einzigen Experiment transkriptorische, proteomische und epigenetische Informationen aus Tausenden von Zellen verschiedener Untergruppen gewinnen können. Mit der Olink-Technologie identifi zieren wir Profile, um mittels spezifischer Proteinsignaturen Krankheitsverläufe, das Ansprechen auf Therapien und die Wirksamkeit von Medikamenten überwachen zu können. Wir verfügen darüber hinaus über klassische Plattformen wie Elisa, MesoScale Discovery oder Durchflusszytometrie und werden künftig auch Spektral-Durchflusszytometrie anbieten.

Dr. Jülke: Hervorzuheben ist auch unsere enge Verbindung zur Charité, die wir unter anderem für die gemeinsamen Entwicklungen neuartiger Methoden nutzen. So können wir zum Beispiel auch nicht-interventionelle Studien mit Primärmaterialien wie Blutproben oder Biopsien durchführen, um Tests an der potenziellen Zielgruppe des neuen Medikaments zu validieren. Als Dienstleister tragen wir dazu bei, die Zulassung neuer innovativer Arzneimittelkandidaten zu beschleunigen und Entwicklungsrisiken zu minimieren.

Welche Krankheitsbereiche spielen in Ihren Aufträgen eine Rolle?

Dr. Jülke: Auf der einen Seite begleiten wir Immuntherapeutika, die das Immunsystem gezielt stärken, wie für Krebserkrankungen, Vakzinierungen oder schwere Infektionen. Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche Situationen, wo unerwünschte, krankmachende Immunreaktionen unterdrückt werden sollen, wie bei Autoimmunerkrankungen, überschießender Entzündung, allogener Transplantation und Gentherapien. Dabei werden verschiedenste Medikamentenklassen geprüft, wie besonders Biologika und Zell- und Gentherapien, aber auch klassische Small Molecules.

Wie ist CheckImmune entstanden?

Dr. Hüser: Gestartet sind wir 2019 als Spin-off der Charité und des Berlin Institute of Health, verfügen jedoch über 25 Jahre Erfahrung in der akademischen Forschung. Prof. Dr. med. Hans-Dieter Volk, unser Mitgründer und CSO, leitete bis 2021 das Institut für Medizinische Immunologie der Charité (IMI) und gründete das BIH Center for Regenerative Therapies. Am IMI hatte er ein Studienlabor aufgebaut, um Methoden für klinische und akademische Projekte zu entwickeln. Dieses Labor übernahm zunehmend mehr Auftragsforschung für Pharma- und Biotechunternehmen. Das war Ausgangspunkt für die Ausgründung, um Nachhaltigkeit und Flexibilität zu erhöhen.

Dr. Jülke: Wir haben als Management-Team ausgegründet, zusammen mit Prof. Volk, PD Dr. Gerald Grütz, Dr. Levent Akyüz und Dr. Su-Jin Park. Unsere damaligen Laborräume im Cranach-Haus konnten wir als Firma mieten und haben dort CheckImmune erfolgreich aufgebaut, ganz ohne externen Investor.

Erst kürzlich sind Sie in den BerlinBioCube gezogen.

Dr. Hüser: Wir sind in den letzten Jahren gewachsen und hatten in der Charité 250 m² Labor- und Bürofläche für 30 Beschäftigte zur Verfügung. Hier haben wir mehr als den doppelten Platz und damit sehr gute Laborflächen, die man momentan in Berlin schwerlich findet. Der Campus ist für uns mit dem attraktiven Gründerzentrum BerlinBioCube und seiner Infrastruktur ein großer Gewinn. Auch Vernetzungsformate wie „Talk im Cube“, die Mensa oder die grüne Umgebung sind Pluspunkte. Wir erhalten hier zudem jegliche Unterstützung. Für künftige Kooperationen mit den hiesigen Start-ups und Firmen möchten wir noch stärker werben. T-knife hatte bereits einen Auftrag bei uns platziert, als wir noch in Mitte waren.

Welches sind Ihre Hauptkunden?

Dr. Hüser: Es sind Pharma- und Biotech-Unternehmen weltweit, größtenteils mit Sitz in den USA. Je nachdem, wo die klinischen Studien laufen, haben wir Proben aus Europa und den USA, aber auch aus China und anderen Ländern. Einige Kunden betreuen wir schon jahrelang, aber häufig sind es neue Projekte mit neuen Kunden und Partnern.

Dr. Jülke: Als Teil von Konsortien entwickeln wir mit Partnern in EU-, BMBF- oder auch BMWK-Forschungsprojekten neue Methoden. Dabei führen wir meist die Messungen zu bestimmten Forschungsfragen durch. Für uns ist das interessant, weil wir mit geringem Risiko neue Methoden etablieren und die methodischen Entwicklungen später unseren Kunden präsentieren können.

Wo sehen Sie CheckImmune in fünf Jahren?

Dr. Hüser: Ein schnelles Wachstum haben wir in der Vergangenheit schon erlebt. Wir haben hier noch bessere Möglichkeiten zu expandieren, aber momentan steht eher eine Konsolidierung an, auch um flexibel und innovativ zu bleiben. Je größer eine Firma wird, desto starrer werden die Prozesse – weshalb große Pharmafirmen vieles nicht mehr intern bei sich machen wollen. Je nach Auftragslage würden wir mittelfristig vielleicht um fünf Beschäftigte wachsen. Ein wichtiger Aspekt ist die ständige Weiterentwicklung der Cutting-edge-Technologieplattformen.

Was wünschen Sie sich vom Standort Buch?

Dr. Hüser: Alle Mitarbeiter:innen sind vom Firmensitz im Zentrum mit nach Buch gezogen, es gibt ein hohes Commitment für unser Unternehmen. Für etliche hat sich der Weg mehr als verdoppelt, weshalb wir mehr Homeoffice einräumen. Sehr förderlich wäre, die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu verbessern, etwa bezüglich Taktzeiten und intelligenter Anschlüsse. Die Campus-Bikes tragen bereits einen Teil zur smarten Mobilität bei.

Interview: Christine Minkewitz / Campus Berlin-Buch GmbH

 

Das Interview erschien zuerst im Standortjournal buchinside.
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