Wachsender Zukunftsort Berlin-Buch: Wie steht es um die städtebauliche Entwicklung in Berlin-Buch?
17.12.2024 / buchinside sprach mit der Pankower Bezirksbürgermeisterin Dr. Cordelia Koch über aktuelle Planungen, Meilensteine und Baustarts
Wie steht es um die städtebauliche Entwicklung in Berlin-Buch? buchinside sprach mit der Pankower Bezirksbürgermeisterin Dr. Cordelia Koch über aktuelle Planungen, Meilensteine und Baustarts
Frau Dr. Koch, am Zukunftsort Berlin-Buch sind über 3.500 Wohnungen mit sozialer Infrastruktur aus öffentlicher Hand geplant. Zum größten Vorhaben, dem Quartier Am Sandhaus, gab es in den zurückliegenden Monaten einen intensiven Dialog zwischen Senatsverwaltung, Bezirk und der Bucher Initiative Am Sandhaus. Wie positioniert sich der Bezirk Pankow zwischen einer maximalen Wohnbebauung und den Belangen des Natur- und Klimaschutzes?
Dass in Buch moderne, nachhaltige Quartiere mit bezahlbarem Wohnraum entstehen, begrüßen wir als Bezirk ausdrücklich. Unabhängig von einer maximalen oder weniger starken Bebauung möchte ich jedoch eine bestehende Problematik voranstellen: Bereits jetzt ist der öffentliche Personennahverkehr überlastet. Für alles, was kommt, brauchen wir dringend eine verbesserte Verkehrsanbindung des Berliner Nordostens. Das ist eine grundlegende Voraussetzung, um das Wachstum zu ermöglichen und den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort zu stärken. Sei es durch Taktverdichtung der S-Bahn, ein zweites Gleis in Richtung Bernau oder durch einen Regionalbahnhof in Buch.
Das Quartier Am Sandhaus ist noch in einem frühen Stadium. Basierend auf den Ergebnissen des Masterplans leitet die Senatsverwaltung aktuell ein Bebauungsplanverfahren ein. Daran wird die Bevölkerung frühzeitig beteiligt, und zwar im ersten Quartal 2025. Laut Stadtentwicklungsamt könnten die ersten Wohnungen bis 2030 entstehen.
Die Initiative Am Sandhaus fordert unter anderem, weniger Wohnungen in größerem Abstand zur großen Moorlinse zu bauen, was den Erfordernissen raschen und umfangreichen Wohnungsbaus entgegensteht. Ich betrachte die Landschafts- und Naturschutzgebiete im Berliner Norden als einen enormen Schatz für die Erholung und Gesundheit der Pankowerinnen und Pankower. Natur und Klimaschutz sind wichtige Aspekte, wenn über die Nutzung von Flächen gesprochen wird – aber die Wohnungsnot ist ebenso ein starker Treiber. Um einen Kompromiss in diesem Zielkonflikt herbeizuführen, haben der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Cornelius Bechtler und Staatssekretär Alexander Slotty einen Runden Tisch einberufen, der einen produktiven´Raum für den Austausch zwischen Senat, Bezirk, Wohnungsbaugesellschaften und der Initiative Am Sandhaus ermöglicht. Der Bezirk begleitet also diesen Prozess – und den Runden Tisch halte ich für eine sehr gute Herangehensweise.
Buch ist weiterhin im Fokus der Nachhaltigen Stadterneuerung. Welche der geplanten Maßnahmen werden in den nächsten Jahren umgesetzt?
In Buch wird sich eine ganze Menge tun. So startet 2025 der Bau des Integrations- und Bildungszentrum (BIZ). Die Bauplanungsunterlagen sind durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Wohnen und Bauen geprüft worden. Im zweiten Halbjahr 2025 soll es ganz konkret losgehen mit dem ersten Spatenstich. 2027 folgt die Außenanlage und zeitgleich verbessern wir die fußläufige Anbindung des BIZ durch die „Promenade Wiltbergstraße“ ab Schlosspark-Passage. Dabei wird nicht nur die Wegequalität verbessert. Die Promenade soll klimagerecht gestaltet werden und zum Aufenthalt einladen.
Aktiv sind wir schon dabei, den Panke-Grünzug zu planen, welcher auf der Sanierung des Schlossparks aufbaut und die Panke qualifizieren wird. 2025 beginnt der erste Bauabschnitt, um den Panke-Park zu gestalten. Wir schaffen Sportangebote wie eine Calisthenics-Anlage, Tischtennisplatten, eine Boule-Anlage, die am Weg zum S-Bahn-Eingang konzentriert werden. Zusätzlich wird der Wegebelag der Panke-Promenade erneuert und es wird weitere Sitzangebote geben.
Wir errichten zudem zwei neue Spielplätzeim Ort: auf der Grünfläche Karower Straße und auf dem Gelände Alt-Buch 52. Eine Ergänzung des ersten Bauabschnitts des Panke-Parks stellt der Fuß- und Radweg auf der Panke-Promenade zwischen südlichem S-Bahnhof bis Walter-Friedrich-Straße dar, mit dem die Anbindung des S-Bahnhofs verbessert werden soll.
Das ist bereits ein Teilstück des neuen Radwegs zum Wissenschaftscampus.
So, wie wir es im Bezirksamt mit dem Campus Buch abgestimmt haben, führt der künftige Radweg am Panke-Park auf dieser Promenade entlang, über die Panke-Brücke in die Stichstraße Walter-Friedrich-Straße an der Kita „Kleine Schlaufüchse“ vorbei. Darauf quert er die Industriebahntrasse neben der Skateranlage, und führt weiter über die Wolfgang-Heinz-Straße in die Robert-Rössle-Straße. Die Stichstraße und der Kurvenbereich Walter-Friedrich-Straße werden in den nächsten Jahren als Radweg qualifiziert. Am Knotenpunkt Wolfgang-Heinz-Straße erfolgt ein fahrrad- und fußgängergerechter Ausbau.
Wann geht es genau los?
Der erste Bauabschnitt erfolgt 2025. Das wird nicht alles in 2025 fertig sein, aber es wird eine spürbare Veränderung geben. Das heißt, da passiert echt viel.
Buch wächst als Wissenschafts- und Technologiestandort. Für die gewerbliche Entwicklung ist der südliche Teil der sogenannten Brunnengalerie vorgesehen, für den der Bezirk einen Bebauungsplan aufstellt. Wie ist da der Stand?
Das Bebauungsplanverfahren läuft aktuell. Bereits im Mai/Juni wurde die Öffentlichkeit frühzeitig beteiligt, ebenso die Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange. Die eingegangenen Stellungnahmen wurden den Sommer über ausgewertet. Im nächsten Schritt werden verschiedene Fachgutachten erstellt, unter anderem zu Verkehr, Artenschutz, Schallschutz und Niederschlagswasserbewirtschaftung. Auf Grundlage dieser Gutachten wird der Planentwurf überarbeitet und die förmliche Beteiligung nach Baugesetzbuch durchgeführt. Der Baubeginn ist für 2027 avisiert und startet damit, dass die Druckwasserleitung im südlichen Bereich verlegt wird. Dieser Schritt ist ein wichtiges Signal: Wir ermöglichen räumliches Wachstum für den Campus, die Ansiedlung weiteren forschungsnahen Gewerbes und fördern somit auch neue Arbeitsplätze am Zukunftsort Berlin-Buch.
Interview: Dr. Ulrich Scheller, Christine Minkewitz / Campus Berlin-Buch GmbH
Das Interview erschien zuerst im Standortjournal buchinside 2/2024.