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Sprungbrett zum MINT-Beruf: das Gläserne Labor

17.05.2024 / Vom ersten Experimentieren im Labor bis hin zum Freiwilligen Ökologischen Jahr: Das Gläserne Labor kann vielfältige Impulse für die Berufswahl geben

Einblicke in die Arbeitswelt: Freiwilliges Ökologisches Jahr im Gläsernen Labor (Foto: Peter Himsel/Campus Berlin-Buch GmbH)
Einblicke in die Arbeitswelt: Freiwilliges Ökologisches Jahr im Gläsernen Labor (Foto: Peter Himsel/Campus Berlin-Buch GmbH)

Sie waren (fast) alle hier. Wer als Schüler:in in Berlin und Brandenburg Biologie und Chemie im Leistungskurs hat, kennt das Gläserne Labor mit hoher Wahrscheinlichkeit. Und auch viele andere haben in der Sekundar- und Oberstufe mit ihren Klassen schon auf dem Campus Buch naturwissenschaftlich experimentiert. In authentischer Laborumgebung lernen die Schüler:innen beim Experimentieren modernste Methoden kennen: Stammbaumanalyse mit DNA-Proben, Gelelektrophorese und sogar die Genschere CRISPR/ Cas – all dies ist hier möglich und gibt einen Einblick in die Welt des Labors und des wissenschaftlichen Arbeitens.

Antje Hirsekorn ist heute Technische Assistentin und Projektleiterin am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie. Sie besuchte den Kurs „DNA-Detektive“ in der Oberstufe: „Als Schülerin fand ich es toll, im Labor arbeiten zu dürfen, mit Pipetten zu hantieren, ein Gel zu beladen. Die praktischen Versuche haben mir gezeigt, wie die Analysen funktionieren, die ich bislang nur aus Fernsehserien kannte. Nach dem Abitur wollte ich gern etwas mit Biologie machen. Der Besuch im Gläsernen Labor hat mich darin bestärkt, obwohl ich damals noch nicht den Arbeitsplatz Labor im Sinn hatte. Zu meinem jetzigen Beruf kam ich eher auf einem Umweg über ein Bioinformatik- und Systembiologiestudium.“

Bin ich fürs Labor gemacht?

Cindy Schlomann, die Biologie als Leistungskurs hatte, berichtet ebenfalls davon, dass ihr die Arbeiten im Labor beim Genetikkurs gefielen. „Das hat auf jeden Fall mein Interesse fürs Labor geweckt, und ich habe nach dem Abitur in diese Richtung recherchiert.“ Ihre engere Wahl fiel auf eine Ausbildung zur Medizinischen Technologin für Laboratoriumsanalytik (MTL). „Vor der Ausbildung wollte ich schauen, ob die Arbeit im Labor wirklich etwas für mich ist und habe mich für das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) im Gläsernen Labor beworben“, erzählt sie. Das FÖJ brachte ihr nicht nur sehr viele Erfahrungen mit Labortechniken, sondern auch im Umgang mit Kindern und Jugendlichen sowie der Arbeit im Team. „Es hat mir gezeigt, dass ich gern im Labor bin und ich nicht Biologie auf Lehramt studieren möchte.“ Durch die täglichen Begegnungen mit Lehrkräften der Akademie der Gesundheit, die ein paar Räume weiter auf dem Campus BerlinBuch ihre Auszubildenden unterrichtet, ergab sich auch ein unkomplizierter Kontakt zu ihrer heutigen Ausbildungsstätte.

Welches Studium wählen?

Auch Max Leon Knobbe gefiel es als Kursteilnehmer, die „Labor-Magie“ aus Krimiserien zu entzaubern. „Ich fand es cool, ein bisschen dahinter zu steigen, wie das eigentlich funktioniert.“ Im Genetikkurs unterhielt sich Max mit dem damaligen FÖJler im Gläsernen Labor, der den Kurs unterstützte. Er brachte ihn auf die Idee, selbst dieses Jahr zu absolvieren. „Was ich nach dem Abitur nicht wollte: Mich im Studium direkt wieder hinzusetzen und zu lernen. Ich wollte etwas Abwechslung, einen Einblick ins Arbeitsleben bekommen und mich beruflich genauer orientieren.“ Heute studiert Max Chemie an der Humboldt-Universität und arbeitet nebenbei als Dozent im Gläsernen Labor – die Rechnung mit der Orientierung ging auf. „Dass ich in Richtung Naturwissenschaften gehen wollte, stand für mich schon immer fest. Was ich genau studieren wollte, wusste ich etwa zur Hälfte des FÖJs, weil ich hier mit etlichen Leuten sprechen konnte, die verschiedene Studiengänge absolviert hatten.“ Sein Beruf soll ihm auch ermöglichen, weiter im Labor zu stehen, diesen Punkt hält er für die Zukunft fest.

Einblick in den FÖJ-Alltag

Katharina Wiesen und Maya Harisch sind heute befreundet und Studienkolleginnen in Heidelberg. Beide studieren Biologie, beide betreuen als Studentenjob die Molekularbiologie-Praktika von jüngeren Semestern, beide wollen später in die Forschung gehen und beide schließen nicht ganz aus, vielleicht doch einmal als Lehrerinnen zu arbeiten.

Kennengelernt haben sie sich beim FÖJ im Gläsernen Labor, das Maya bereits mit der Schulklasse besucht hatte. Katharina ist extra für das Jahr aus dem Saarland nach Berlin gezogen. Beide wollten das Jahr nutzen, um sich über die Studienrichtung Biologie klarer zu werden und die Arbeit im Labor auszuprobieren. Maya wollte sich zwischen Biologie und Biologie auf Lehramt entscheiden können. Das FÖJ bot dafür vielfältige Erfahrungen, wie Katharina schildert: „Im Gläsernen Labor hat man den großen naturwissenschaftlichen Bereich, aber auch das Soziale, indem man mit Schülern arbeitet. Man hat Teamwork, Arbeit am Computer – es ist sehr breit gefächert, je nachdem, was gerade ansteht. Das hilft sehr einzuschätzen, ob einem die Dinge liegen oder nicht. Wir konnten die Mitglieder des Teams im Gläsernen Labor zu ihren Berufsrichtungen befragen und erhielten auch Einblicke in die Forschungswelt. Darüber hinaus gab es auch ein, zwei Besuche bei Forschungseinrichtungen. Im Rahmen des FÖJ hatten wir außerdem beim Träger Seminare, die auch der beruflichen Orientierung dienen.“ Katharina und Maya bereiteten Kurse im Genetik- oder Chemielabor vor- und nach, unterstützten die aufwändige Entstehung eines neuen Kurses, waren Teil des Teams in der Langen Nacht der Wissenschaften und halfen bei den Forscherferien mit.

Katharina schätzte besonders das Klima im Team des Gläsernen Labors: „Man hat schnell das Gefühl, vollwertiges Mitglied zu sein. Sie geben einem Verantwortung, weil sie sicher sind, dass man die Aufgaben selbstständig bewältigt und die Versuche hinbekommt.“

Sozialer statt MINT-Beruf

Wenn Patrick Bronikowski einer Klasse 45 Minuten lang die Mikroskope in der Ausstellung im MDC.C erklärte, hielten ihn manche Lehrkräfte für einen Lehramtsstudenten. „Ich habe im FÖJ gelernt, wie man gut präsentiert“ erzählt er. „Wie stehe ich vor einer Gruppe, wie gelingt es mir, die Spannung zu halten und die Zuhörer einzubeziehen? Das hat mich gefordert, aber auch sehr viel Spaß gemacht.“ Zum FÖJ kam Patrick über einen Freund, der dies ebenfalls im Gläsernen Labor absolvierte. „Ich wusste nach dem Abitur nicht so richtig, was ich beruflich machen wollte. Da ich immer großes Interesse für Biologie hatte, habe ich die Chance ergriffen und mich für das FÖJ beworben.“

Um die Kurse unterstützen zu können, hieß es, sich mit den Stationen auseinandersetzen und auch wieder chemische Kenntnisse hervorzukramen. „Das Team hat mich rücksichtsvoll angeleitet – ich wusste ja, dass ich nicht so gut in Chemie bin.“ Obwohl ihn die Vielfalt der Forschungsgruppen und Labore auf dem Campus beeindruckt hat, fiel seine Wahl letztlich nicht auf einen MINT-Beruf. „Einfach dadurch, dass ich viel mit Menschen zu tun hatte und mir das sehr viel Freude bereitet hat, habe ich herausgefunden, dass ich mich als Erzieher wohlfühlen würde. Ich möchte Kindern oder auch Schülern erklären, wie Dinge in der Welt funktionieren – und zwar nicht nur auf die Naturwissenschaften bezogen.“

Probiert euch aus!

Frederike Oertel arbeitet als Clinician Scientist auf dem Campus Berlin-Buch. „Ich war als Schülerin im Gläsernen Labor und begeistert von meinen ersten ‚wissenschaftlichen Erfahrungen‘. Diese haben mich in meinem Traum von einer Karriere in der Wissenschaft bestärkt. Nach meinem Medizinstudium an der Charité (MD/PhD) und Postdoc-Erfahrungen an der University of California San Francisco, bin ich seit Mai 2023 Juniorprofessorin für Translationale Neuroimmunologie am Experimental and Clinical Research Center auf dem Campus Buch. Schüler:innen, die sich für die naturwissenschaftliche Richtung interessieren, würde ich raten, sich auszuprobieren – sei es in Schülerpraktika oder am Girl’s und Boy’s Day. Schreibt zum Beispiel einfach Professor:innen oder Arbeitsgruppenleiter:innen an, dass ihr gern ein Praktikum machen möchtet – die meisten freuen sich über das Interesse.

Text: Christine Minkewitz / CBB

Dieser Beitrag erschien zuerst im Standortjournal buchinside.

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